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My Purpose- oder was will ich als Fotografin und Frau bewirken?

Oh jeh- die große Sinnfrage?

Ist es das, was Du jetzt denkst? Eine Frau, die ihre Lebenshälfte bereits überschritten hat, fragt sich nach dem Sinn ihres Lebens. Hat sie eine Krise? Vielleicht sogar die vielbeschworene Midlifecrisis?

Nun, ich glaube, es ist legitim, sich immer mal zu fragen, was der Sinn des Lebens ist! Einfach, um sich vielleicht neu auszurichten, heraus zu finden, was man eigentlich tun möchte. Wie man leben will, mit wem man leben möchte, ob man Kinder in die Welt setzt oder nicht.  Es gibt so viele Fragen, die man im Laufe seines Lebens stellen und beantworten muss. Oder möchtest Du, dass Dein Leben „umsonst“ ist? Denn ohne Sinn ist ein Leben in meinen Augen nichts wert.  In früheren Zeiten mag das etwas anderes gewesen sein. Es gab nicht für jeden Menschen die Möglichkeit, frei zu entscheiden, wie er leben wollte. Und auch in anderen Teilen unserer Erde mag das immer noch so sein. Da, wo es nur ums nackte Überleben geht. Da stellt sich die Sinnfrage nur ganz schwer.

Aber hier bei uns in Deutschland haben wir alle Möglichkeiten, uns zu entscheiden, was wir aus unserem Leben machen wollen. Ja, ich empfinde mich als durchaus privilegiert. Ich komme aus einem Elternhaus, in dem von Anfang an auf eine musikalische Ausbildung Wert gelegt wurde. Im Alter von 3 1/2 Jahren fuhr meine Mutter mit uns ( meine Schwester war gerade geboren ) quer durch Frankfurt/ Main mit der Straßenbahn zur Musikschule. Dort nahm ich an der Musikalischen Früherziehung teil. Später bekam ich dann Klavierunterricht und mit 11 ging es in den Kirchenchor. Bei uns wurde viel gelesen, Bücher sind meine absolute Leidenschaft! Durch sie habe ich das Gefühl, Wissen zu besitzen! Es gab Gespräche und Diskussionen, auch mit ausländischen Freunden meiner Eltern. Auch wenn wir als Kinder nicht alles verstanden haben, es hat uns geprägt.

Kirchenchor nach einem Konzert

Ich konnte so lange zur Schule gehen, wie ich wollte. Abitur wurde eigentlich erwartet. Und auch ein Studium, wenn auch nicht gleich im Anschluss. Eine Ausbildung mit der Möglichkeit, damit immer wieder Geld verdienen zu können. So wurde ich Musikalienhändlerin, ausgebildet bei einem der Musikverlage in Deutschland, dem Bärenreiter-Verlag. Verkürzt zum Glück auf 2 Jahre, denn das fremdbestimmt arbeiten war schon damals nicht meine Sache. Darauf folgte das Studium der Betriebswirtschaft in Marburg. Auch nicht so mein Ding, weil in den 80er Jahren noch furztrocken!

Dann eröffnete sich 1985 die Möglichkeit, ein Fotogeschäft mit Studio zu übernehmen. Sehr zum Verdruss meiner Eltern, schmiss ich das Studium und machte mich mit 22 Jahren selbstständig. Aus dem einen Laden wurden ein zweiter und ein dritter, eine Werbeagentur kam dazu, zeitweise war ich Chefin von 12 Mitarbeitern. Ein großes Anwesen wurde gekauft und vieles selber renoviert- der Spruch lautete “ Mitternacht plus eine Stunde“ ! Es wurde gearbeitet sprichwörtlich bis zum Umfallen. 1997 gab es dann kein vor und zurück- ich ging. Verließ Haus und Läden, den Mann und startete mittellos von vorne. Ach nein- mittellos trifft es nicht ganz- ich hatte mein Wissen!!! Seit 1998 habe ich mein Fotostudio nun in Bad Arolsen.

Villa Bahnhofstrasse 58 Bad Arolsen von außen

Und jetzt die große Frage:

Was will ich bewirken?

Was soviel heißt, dass ich davon ausgehe, dass ich mit meinem Tun, mit meinem Dasein etwas bewirken kann. Klingt das für Dich vermessen?

Da erreicht mich folge Bemerkung unter einen Facebookpost:

Der herzliche Glückwunsch bezieht sich auf die 25 Jahre Fotostudio Aurelia Schulz hier in Bad Arolsen. Was habe ich für diese Kunden bewirkt? Ich habe ihnen von wichtigen Gelegenheiten ( Hochzeit, Geburt, Taufe, Konfirmation  etc. ) Erinnerungen geschenkt. Und weil es bei mir grundsätzlich, auch im digitalen Zeitalter,  immer auch Abzüge von den Fotos gibt, können diese Bilder auch immer wieder zur Hand genommen werden. Von der Hochzeit und der Konfirmation gibt es zudem von mir gestaltete Fotoalben. Dazu passend ist mir kürzlich ein passender Satz eingefallen:

Erinnerungen sind das Gold der Zukunft!

Ja, Erinnerungen werden erst in der Zukunft richtig wertvoll! Und wie rufen wir uns Erinnerungen ins Gedächtnis? Am besten mit Fotos. Jeder hat das doch schon mal erlebt- man sitzt zusammen, blättert in Fotoalben und hört die alten Geschichten. Oder, wenn es keine Fotoalben gibt, dann gibt es in jedem Haushalt doch wenigstens einen Schuhkarton mit Erinnerungsstücken. Was wüssten wir über unsere Vorfahren, wenn es nicht alte Bilder gäbe. Fotos, auf denen das halbe Dorf auf dem Festplatz, die Großfamilie vor dem Haus, Strassenszenen oder gestellte Familienbilder vom Fotografen zu sehen sind. Diese Erinnerungen möchte ich auch für kommende Generationen bewahren. ( Ich restauriere und reproduziere übrigens auch alte Fotos ). Etwas, was mir auch super wichtig ist: von jedem Menschen soll mindestens ein Foto existieren, was ihn so zeigt, wie er ist und vor allem, wie er in Erinnerung bleiben möchte. Fast täglich erleb ich es, dass Angehörige im Todesfall nach Bildern suchen, die als Erinnerungsbilder bei der Beerdigung und später an der Wand taugen. Ziemlich oft muss ich dann aus Schnappschüssen auf irgend einer Feier, Gläser und Flaschen aus den Vordergrund und andere Menschen aus dem Hintergrund entfernen. Wäre es nicht viel schöner, wenn es ein fertiges Bild gäbe, dass wie alle anderen Unterlagen für den Fall der Fälle bereit liegt? Aus diesem Grund fotografiere ich bei Passbildterminen älterer Menschen auch schon mal ein “ nettes “ Bild zusätzlich. Oftmals schenke ich es einfach dazu. Einfach, damit ein Bild existiert.

Das war ein Teil meiner Sinnfrage.

Ein weiterer Teil ist meine Frausein!

Und zack- jetzt sind meine männlichen Leser raus? Vielleicht… Aber es ist doch etwas, was alle Geschlechter ( ich hätte beinahe geschrieben: beide Geschlechter 😉 ) angeht. Ich wurde nicht als typisches Mädchen erzogen. Ja- Röcke und Kleidchen waren Sonntags Pflicht und auch der Begrüßungsknicks gehörte zum guten Ton. Aber es war nicht so, dass ich besonders im Haushalt ausgebildet wurde oder Turnen statt Leichtathletik machen musste. Ich konnte es mir aussuchen und da ich früh sehr groß gewachsen war, war ich eh nie das „kleine“ Mädchen, sondern immer „die Große“. Für mich ist Gleichberechtigung nie ein Diskussionspunkt gewesen. Für mich gibt es biologische Unterschiede, aber keine, die eine Hierarchie begründen würden. Leider stelle ich immer wieder fest, dass diese Einstellung zwar vorhanden ist, aber nicht gelebt wird. Daran möchte ich mit meiner Haltung, meinem Vorbild, arbeiten. Ich habe zwei „Beutetöchter“, die ich seit 25 Jahren begleite. Und wenn ich mir so ansehe, wie sie durch´s Leben gehen, bin ich stolz. Wir drei Erwachsenen ( die Mutter, der Vater und ich) haben gute Arbeit geleistet. Es sind inzwischen erwachsene Frauen, die ihren Weg gehen. Selbstbestimmt und unabhängig! Unabhängigkeit ist eines der großen Ideale, die ich immer verfolgt und so gut, wie es ging, gelebt habe. Das war auch einer der Gründe, warum ich selber keine Kinder bekommen wollte. Für mich selber sorgen zu können, ohne nicht gewollte Kompromisse schließen zu müssen. Selbstständig sein zu können- Entscheidungen nur vor sich selber rechtfertigen zu müssen. Für mich die zweite Seite von „purpose“. Die „erreichen“-Seite! Heute kann ich sagen, ich habe was „erreicht“. Einen gewissen Wohlstand, Eigentum, mein Fotostudio, ein schönes zu Hause, Zeit, mich gesund zu ernähren und Sport zu machen. Und doch will ich noch mehr.

Nicht für mich, sondern für uns Frauen! Da gibt es gerade für die Frauen ab 40 noch einiges zu tun. Zum Beispiel mein Lieblingsthema:

Du bist fotogen!

In meinen Augen ist jeder Mensch fotogen! Und das meine ich aus voller Überzeugung! Doch warum höre ich so oft: ich bin nicht fotogen, wenn Menschen zu mir ins Fotostudio kommen. Aber stopp! Höre ich das wirklich von allen Menschen? Wenn ich richtig darüber nachdenke sind es eigentlich nur Frauen, die das sagen und von sich denken! Ok, zum einen gibt es vielleicht in der Tat von diesen Frauen ( noch ) keine Bilder, auf denen sie sich gefallen. Doch steckt hinter dieser Aussage nicht eigentlich viel mehr? An dieser Stelle lasse ich das einfach mal so stehen. Denn es ist mir so ein Herzensthema, dass es dazu einen eigenen Blogartikel geben wird. Den verlinke ich hier, sobald ich ihn fertig habe. Passend zu diesem Thema ein weiterer Aspekt:

Grau ist das neue Blond!

ja, ich bin grau 🙂

Und ich stehe dazu!

Meine erste graue Strähne in meinem Pony hatte ich bereits mit Anfang Zwanzig. Inzwischen bin ich graumeliert. Was soll`s! Ich stehe dazu, habe mir nie ein graues Haar rausgerissen und hoffe, dass viele Frauen das auch nicht ( mehr ) tun. Eine Kundin, die noch sehr neu in Deutschland ist und sich mit mir auf Englisch verständigte, sagte zu mir: sie fände es toll, wie ich zu meinen grauen Haaren stehen würde. Sie hätte beschlossen, ihre Haare jetzt auch nicht mehr zu färben! Ja, das ist, was ich sein möchte:

ein Role- Model!

ungefärbt authentisch ehrlich selbstbestimmt humorvoll motivierend wissbegierig kreativ sportlich aufgeschlossen empathisch selbstbewusst

Anmerkung:

Dieser Blogartikel entstand im Rahmen einer Challenge unter dem Motto

#blogyourPurpose der Blogqueen Judith Peters.

Im Rahmen dieser Challenge sind mir viele Frauen begegnet, die sehr interessante Themen zu ihrem Purpose gemacht haben. Viele Themen, die gut zu meinem Thema passen. Und so habe ich mich entschlossen, diese Frauen irgendwie zusammen zu bringen, um gemeinsam etwas zu bewirken. Da dieser Entschluss kurz vor der gemeinsamen Veröffentlichung aller Blogartikel dieser Challenge entstanden ist, gibt es hierzu ( noch ) keine genaueren Informationen. Doch bestimmt in nächster Zeit einiges zu vermelden!!! Auch an dieser Stelle werden bald neue Verlinkungen zu sehen sein.

Auf geht es zu einem Frauennetzwerk für den ländlichen Raum!